Landsberg
im 20. Jahrhundert
Bürgervereinigung zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte

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Wie alles begann

Am 9. November 1983 wurde die „Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert“ gegründet. Am diesem Tag fand auch die erste Gedenkfeier für die 14.500 ermordeten jüdischen KZ-Häftlinge der 11 KZ-Lager des KZ-Kommandos Kaufering auf dem KZ-Friedhof des ehemaligen Konzentrationslagers Kaufering I in der Stadt Landsberg statt. Acht Bürger hatten sich zusammengeschlossen, um die Erinnerung an den Judenmord direkt vor der eigenen Haustür zu bewahren. Unter den Gründungsmitgliedern befanden sich ein Überlebender von Auschwitz und ein politisch Verfolgter des „Dritten Reiches“.

Ein wesentliches Ziel der am 9. November 1983 gegründeten Bürgervereinigung, war die Rettung der letzten baulichen Überreste des Holocaust in Bayern. Mit Unterstützung des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr. h.c. Franz Josef Strauß erreichte der Verein den Denkmalschutz für die KZ-Tonröhrenunterkünfte und griff dessen Anregung auf, diesen Ort des „Rassenwahns und Totalitarismus“ in Würde auszugestalten. Die Bürgervereinigung erwarb einen Teil des ehemaligen KZ-Geländes des KZ-Kommandos Kaufering VII und versetzte es in einen würdigen Zustand. Der andere Teil des Geländes befindet sich im Besitz der Stadt Landsberg. Er wurde eingeebnet und teils mit pechhaltigem Asphalt-Straßenaufbruch verfüllt.

Die einzig verbliebenen Spuren des Holocaust im Raum Landsberg waren die Überreste des KZ-Kommandos Kaufering VII zwischen der Stadt Landsberg und dem Ortsteil Erpfting: fünf Ruinen von KZ-Tonröhren-unterkünften und die letzten Spuren von KZ-Erdhütten. Der Zustand des Geländes war erschreckend: Das Grundstück war vollkommen verwüstet. Nur einige wellenförmige Spuren waren unter zwei Meter hohen Disteln erkennbar. Fichten und Obstbäume standen auf dem Grundstück. Die KZ-Tonröhrenunterkünfte waren bis zu einem Meter mit Wohlstandsmüll – Bettgestelle, Fahrräder, Alteisen, Altkleider – angefüllt.

In einer der KZ-Tonröhrenunterkünfte klaffte ein Loch mit einem Durchmesser von 2 Metern, auch die Innenhüllen aus Tonflaschen waren in weiten Teilen mutwillig zerstört. Einer der KZ-Tonröhrenunterkünfte war seiner Außenhülle entkleidet, im Inneren hatte sich eine jugendliche Motorradgruppe namens „Devil Knights“ unter Duldung der Stadt Landsberg einen Clubraum mit Bar und ausgedienten Möbeln eingerichtet.

Neben den Reinigungsarbeiten in den 80er Jahren begann die Bürgervereinigung historische Dokumente zu diesem Kapitel des Holocaust zu sammeln und die mündlichen Berichte von überlebenden Zeitzeugen auf der ganzen Welt zu sichern. Diese Forschungsergebnisse wurden in den „Themenheften Landsberger Zeitgeschichte“ publiziert.