Landsberg
im 20. Jahrhundert
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Wilhelm Wagner

Täter im SS-Arbeitslager-Landsberg

- von Manfred Deiler -   

Wilhelm Wagner, geboren am 28. November1904 in Augsburg, war verheiratet und Vater von zwei Kindern. Am 39. Juni 1933 tritt er in die NSDAP und in die SS ein. Seine SS Karriere führt ihn in die Konzentrationslager Mauthausen, Dachau, Germering und Allach. Am 24. November wird er als Kommandoführer in das SS-Arbeitslager Landsberg versetzt.
Im Konzentrationslager Dachau ist Wagner von Januar 1940 bis Mitte 1943 für die Häftlingswäscherei verantwortlich. Dort unterstehen ihm 60 bis 80 KZ-Häftlinge, die er auf brutalste Art und Weise mißhandelt. Im „großen Dachau-Prozeß" wird ihm unter anderem vorgeworfen: „Er prügelte die Häftlinge die für ihn arbeiteten fast täglich. Er trat sie mit den Füßen, schlug sie mit einem Holzprügel und versetzte ihnen Faustschläge. Er mißhandelte einen Gefangenen so schrecklich, daß er daran starb."

Als er von der Wäscherei in ein Außenkommando versetzt wird, setzt er seine Mißhandlungen in der gleichen Art und Weise fort. Im SS-Arbeitslager Landsberg ist Wagner bei den KZ-Häftlingen verhaßt und gefürchtet. Die Süddeutsche Zeitung, die über den „Dachauer Prozeß" berichtet, schreibt am 27. November 1945, daß Wagner „ohne Prügelei und brutale Mißhandlungen nicht leben konnte und keine öffentliche Auspeitschung versäumte."
Wilhelm Wagner wird im „großen Dachau-Prozeß" zur Rechenschaft gezogen und am 13. Dezember 1945 mit weiteren 35 Angeklagten zum Tode durch den Strang verurteilt.

Am 21. Dezember 1945 reicht er beim „Supreme Commander of American Army of Occupation in Germany" ein Gnadengesuch ein. „Es trifft zu, daß ich dort während meiner Tätigkeit wiederholt Häftlinge geschlagen habe, jedoch nur dann, wenn sie sich irgendeines Vergehens schuldig gemacht hatten. Ich habe niemals Meldung gemacht, um sie einer Bestrafung zuzuführen und ich weiß, daß sie viel härtere Strafen als meine Ohrfeigen erhalten hätten. Dadurch habe ich das Leben vieler Häftlinge gerettet.“ schreibt Wagner. In seinem Gnadengesuch, stellt er den Antrag, die gegen ihn verhängte Todesstrafe in eine Freiheitsstrafe umzuwandeln. Als Gegenleistung will er sich dem ebenfalls zum Tode verurteilten Dachauer SS-Lagerarzt, Dr. Klaus Schilling, für dessen Malariaforschung zu Verfügung stellen. Dieses Gesuch unterstützen Wagners geschiedene Frau und seine Mutter „im Interesse der Menschheit".
Das Todesurteil wurde am 29. Mai1946 im War-Crime-Prison Landsberg vollstreckt.

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