Landsberg
im 20. Jahrhundert
Bürgervereinigung zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte

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Dokument

„Auslandsdeutsche Jugend besucht Landsberg“

16. August 1935, Oberbayerischer Generalanzeiger

  Vom Hochlandlager bei Lenggries kommend, traf gestern vormittag die Lange Reihe von Omnibussen (35 an der Zahl) mit über 1000 auslandsdeutschen Jungen und ihren Begleitern in Landsberg ein, um der Hitlerzelle einen Besuch abzustatten. Zu Ehren dieses ungewöhnlichen Besuches trug die Stadt reichen Flaggenschmuck mit Hakenkreuz und schwarz-weiß-roten Fahnen. Die Landsberger Hitlerjugend und das Jungvolk waren mit ihren Fahnen an der Gefangenenanstalt angetreten, um die auslandsdeutschen Jungen zu empfangen. Zur Begrüßung waren erschienen: Herr Bürgermeister Dr. Schmidhuber, Herr Kreisleiter von Moltke, Herr Obergruppenamtsleiter Nieberle, Herr Regierungsrat Groß usw., welche die ankommenden am Bayertor erwarteten. Auf dem Hauptplatz wartete die Filmstelle des NSKK mit ihren Wagen, um die ersten ankommenden Omnibusse bereits bei deren Durch- und Ausfahrt am Schmalztor zu filmen. Gegen 9,00 Uhr traf Gebietsführer Klein ein; etwa 20 Minuten später folgte die Kolonne, an der Spitze die Wagen der sie abholenden Vertreter der Stadt und Partei. Da waren sie Also! Unsere auslandsdeutschen Jungen! Am Kühler des Wagens war durch eine Aufschrift erkenntlich, aus welchem Land die Insassen waren: "Guatemala, Spanien, Chile, Brasilien, Argentinien, Feuerland, Paraguay, U.S.A., Kanada, Südwestafrika, Britisch-Indien, Kolumbien, Kuba, Palästina, aus allen europäischen  Ländern usw. Den Hauptplatz umfahren, wo sich eine größere Menschenmenge eingefunden  hatte, ging die Fahrt durch die Ludwigstraße, Vorderanger zur Gefangenenanstalt. Rasch hatte die Jugend im Hofe der Anstalt Aufstellung genommen, wo sie von Herrn Kreisleiter von Molkte und Herrn Oberregierungsrat von Dreer mit kernigen Worten begrüßt wurden. Hier an dieser Stätte verbrachte der Führer vom 11. November 1923 bis 20. Dezember 1924 seine Festungshaft. Dort oben in der Zelle, aus deren Fenster heute die Hakenkreuzfahne weht, entstand das Standardwerk der nationalsozialistischen Bewegung. Hier schrieb der Führer sein Buch "Mein Kampf". Ein einfacher Raum, so wie eben eine Zelle in einer Festung aussieht, und doch ist dieser Raum heute zum Wallfahrtsort vieler deutscher Volksgenossen geworden. Auch unsere auslandsdeutschen Kameraden stehen auf dem Hof in der Festung und danken im Stillen dem Führer für das, was er für Deutschland gelitten und erkämpft hat. Die Filmstelle des NSKK, die schon während der Fahrt durch die Stadt Aufnahmen drehte, hatte sich inzwischen unter Führung des Pressereferenten Pg. Mayer, zur Hitlerzelle begeben um dort zu filmen. Zwei stramme Jungens aus Südwestafrika mit ihren Südwestern standen vor dem Bett in der Zelle (für eine Zweitaufnahme) Wache. In der Reihe zu Einem besichtigte die Auslandsjugend dann die Zelle; deren Ernst lag auf den jungen Gesichtern. Was mochte in den Herzen dieser Jugend im Augenblick vorgegangen sein? - - - Nach Besichtigung der Zelle und einer kurzen Rast, während welcher die Jugend von Mitgliedern der NS-Frauenschaft in fürsorglicher Weise ein willkommenes Frühstück verabreicht wurde, setzten die Jungen ihre Deutschlandfahrt fort. Die Omnibusse fuhren über die Karolinenbrücke zum Hauptplatz. Überall standen Menschen, die den jungen Auslandsdeutschen frohen Gruß und gute Fahrt  boten. Am Hauptplatz war die Auffahrt zum Schmalztor dicht umsäumt. So hatten die Jungen noch eine Rundfahrt durch Landsberg gehabt. Sie werden den Namen Landsberg hinaustragen in alle Welt und künden, daß in den Mauern dieser althistorischen Stadt des Führers Werk "Mein Kampf" geschrieben wurde.