Landsberg
im 20. Jahrhundert
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Dokument

„Auszug aus einem Artikel zum Ruethenfest (Kinderfest) in Landsberg“

Völkischer Beobachter, Montag, 22. Juni 1935

Der Tag wäre für den Fremden nicht vollständig gewesen, wenn nicht auch die Besichtigung der Festung Landsberg vorgesehen gewesen wäre. An jedem Sonntag fahren und wandern viele Menschen hinaus um der Zelle, in der Deutschlands Führer länger als ein Jahr gefangen saß, der Größe dieses Mannes bewußt zu werden, den das härteste Schicksal nicht zerbrechen konnte, sondern der, wenn er vorher Eisen gewesen war, in der Stille seiner Festungszelle zum Block von Stahl gehämmert wurde.

Vor dem Tor der Festung drängt sich die Menge. Eingelassen wird immer nur eine bestimmte Anzahl, die unter Führung eines Wärters die Besichtigung vornimmt. Man geht über den kiesbestreuten Weg bis zum Eingang des Festungshauses und selbst Menschen die vorher vor Redseligkeit übersprudeln werden in dieser Umgebung still und Nachdenklich. Man betritt das Haus, die Tür fällt ins Schloß. Durch die Milchscheibe des vergitterten Korridorfensters fällt müde das Tageslicht. Im ersten Stock, Zelle Nr. 7, Adolf Hitlers Gefängnis. Es steht noch alles so, wie es zu seiner Zeit gewesen ist: das harte Bett mit dem gewürfelten Bezug, der Schreibtisch aus Tannenholz, der einfache Stuhl und an der Wand die abgegriffene Vorschrift für Festungsgefangene.

Vor den beiden Fenstern breitet sich die schöne, grüne Welt; aber dazwischen steht die grausame Front der Eisenstäbe, die dem Führer einst das kostbarste seines Lebens nahm, die Freiheit. Dieser Raum ist ein Heiligtum des deutschen Volkes geworden, ehrwürdiger als manche Kirche